Donnerstag, 2. Juni 2011

Linz - Wien

Bericht von Sarah 28.05


Die Nacht haben wir trocken überlebt. Anfangs, nach dem Ausstehen waren wir noch voller Hoffnung, nur ein leichter Nieselregen.Doch kurz nach dem Kochen unseres Morgentees fing es wieder heftig an zu regnen. Meine Stimmung war am Boden. Wir brachen auf, das Zelt nass und sandig, genau wie unsere Schuhe. Nach nur 13km, aber was für anstrengende, hatten wir Linz erreicht. <nach längerem Meckern konnte ich Joel „überreden“ schon in Linz in eine Jugendherberge zu gehen und nicht erst gegen Abend. Wegen Kälte und Nässe spürte ich weder Finger noch Zehen. So kam es, dass wir uns das erste Mal auf unserer Reise ein Zimmer nahmen. Joel nahm sich unser Zelt vor, Totalreinigung und ich trocknete unsere Taschen, die sogar von innen feucht und teilweise klebrig waren. Am Abend gönnten wir uns auswärts ein feines Essen, was wieder einmal meinen Magen nicht so erfreute. - Körperlich immer noch angeschlagen. Jedoch tat es uns beiden gut, wider einmal etwas anderes als Suppe, Brot, Teigwaren oder Reis zu geniessen. Erschöpft legte ich mich ins Bett und Joel nutzte noch den Internetanschluss.

Bericht von Sarah 29.05
Das Bett erwies sich als nicht so toll, wie ich es gedacht hatte. Nach einer fast schlaflosen Nacht stand ich dann um 5:15Uhr auf und packte wo leise wie möglich ein paar unserer Reisetaschen. Nun habe ich das Geschenk vom Vortag – starker Husten und Schnupfen haben meinen Körper heimgesucht. War ja irgendwie auch vorherzusehen, da ich schon angeschlagen war und ich immer wieder mit kalten Füssen zu kämpfen hatte. Naja, wie sagt man so schön; „was einem nicht umhaut macht einem stärker.“ Wir werden sehen...
Während einer sonnigen Fahrt, konnte ich wieder Hoffnung, Mut, Wärme und Gottes Liebe und seine Grösse spüren.
Joel:
Eine spezielle Gegend war das „Machland“, anderswo hat man zum Schutz vor Überschwemmungen einen Damm entlang der Donau gebaut. Nicht so im Machland, hier kam den Österreicher die Idee, um jedes Dorf einen eigenen Schutzwall zu bauen. Die Leidtragenden waren wir. Die ersten zwei, drei Dörfer waren noch ganz interessant, doch dann dann fuhren wir in ein Dorf, bei dem sie den Damm gerade erst am errichten waren. Der Fahrradwegweiser führte uns in das Dorf hinein, einen Ausweg gab es jedoch nicht! Gefangen in einem österreichischen Dorf, unsere drei Mithäftlinge (andere Radfahrer) waren nicht weniger erstaunt, Einer konnte über den Damm entkommen, unser Gepäck verhinderte uns jedoch denselben Fluchtweg. Nach längerem Umherirren konnten wir durch wegräumen von ein paar Baustellenabsperrungen und mithilfe eines Brettes über einen Graben entkommen. Wir freuten uns über die wiedererlangte Freiheit und fuhren heute ganze 79km.

Bericht von Sarah 30.05
Nach einem bitterkalten Start in den Tag, haben wir uns nochmals in unsere Schlafsäcke verkrochen. Da ich mich „grippig“ fühlte, kraftlos, Kopf- und Knieschmerzen hatte und eine starken, tiefen Husten entschieden wir bei der nächsten Apotheke anzuhalten. Auch einen Laden wollten wir aufsuchen. Unglaublich, nach fast 20km mühsamer und für mich anstrengender Fahrt hatten wir eine Apotheke und einen Lebensmittelladen gefunden. In jedem Dörfli hätten wir mindestens eine Beiz besuchen können, doch ein Laden ist hier in österreichischen Dörfern eine Rarität! Dafür haben wir dann die Gelegenheit genutzt und sind im Spar gross einkaufen gegangen: eine Bratpfanne, für unser zukünftiges Fleisch =), Sonnen- und Regensegel, Lebensmittel...
Juhuii, unser Tacho meldete am Nachmittag unsere ersten 1000km! Das ist ein Grund zum feiern. Am Abend haben wir somit unsere Bratpfanne ausprobiert – lecker was für ein herrliches Stück Fleisch und einen österreichischen Rotwein dazu. So lässt sichs auch hier leben!


Bericht von Sarah 31.05
Was für ein schöner warmer Morgen, obwohl es noch früh ist. Es wird Sommer! Das freut mich und meine Erkältung doch sehr. Beeindruckt von der wunderschönen Wachau kämpfen wir uns Tritt für Tritt gegen den starken Gegenwind. Atemberaubend, die wunderschöne blaue Donau und die gepflegten Rebberge. Das sind wirklich Berge, wir haben uns mehrfach gefragt, ob sich dort das kultivieren der Rebstöcke überhaupt lohnt. An den steilsten und obersten Stellen findet man immer noch kleine Rebbauflächen. Diese Winzer lieben wohl wirklich ihren Handarbeitsjob.
Doch schon am Nachmittag liess unsere Bewunderung für die Österreicher nach, vor allem bei Joel. Auf einmal hörte ich ihn ausrufen: „ Diä Vollidiotä! Gimer äs Sturmgwehr, ä Schrotflinte oder ä rächti Panzerfuuscht! Ich muäss uf irgend öpis schüsse! So Idiotä, unfähig ä Charte oder ä aständigi Beschilderig zmache. Kei Wunder, dass d'Schwiizer so viel Witz öber d'Östriicher mached!“ * Doch auch dieses Strassenlabyrinth bewältigte Joel mit Bravour. Was würde ich wohl ohne meinen geliebten Mann machen?! - Ich sässe wohl den ganzen Tag im Café und würde am Abend den Zug nehmen ;-)
*Übersetzung gibts nur auf persönliche Anfrage

Bericht von Joel 1.06
Wien wir kommen! In Klosterneuburg, einem Städtchen vor Wien durften wir eine günstige Pension Namens „Alte Mühle“ finden. So konnten wir am Abend noch in Wien Abendessen gehen. Was sich ganz einfach anhört war in Wirklichkeit eine rechte Herausforderung. Unser Gastgeber empfahl uns ein schönes Restaurant im Zentrum von Wien, er krakelte noch schnell den Namen des Lokals auf unsere Karte und kreiste den Ort ein. Wien war zwar nur 3km von unserer Pension entfernt, doch von der Stadtgrenze zum Zentrum waren es nochmals 8km. Als wir endlich beim eingekreisten Ort ankamen fanden wir allerdings unser Restaurant nicht, wir befragten etliche Passanten, doch dies hatten genauso wenig Ahnung wie wir. Ich fuhr noch um diverse Häuserblocks, während Sarah zwei Feuerwehrmänner befragte. Diese fanden unser Unternehmen so unterhaltsam, dass sie uns gleich mit Red Bull, Cola, und anderem Getränk eindeckten. Nach dem Abendessen haben wir mit etlicher Verspätung Simon Äschbacher, ein ehemaliger WG-Kollege von mir, zum Eisessen abgeholt, es war super, in der Fremde einen Freund zu treffen.

Bericht von Joel 2.06
Heute wollten wir einige Erledigungen in der Stadt machen, doch der heutige, uns nicht bewusste, Feiertag hat uns da einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Nun standen wir ratlos da, ohne Unterkunft, Zelten ist in Wien sowieso unmöglich und unser Zimmer war auch schon wieder vergeben. Wir überlegten hin und her ob wir die Sachen wohl auch in Bratislava erledigen könnten, hm... ich weiss es nicht und die Sprache?? Gott hatte auch in dieser Situation eine Lösung bereit, denn der Besitzer des Hotels „Alte Mühle“ bot uns tatsächlich an, dass wir in seinem Garten Zelten dürfen und das obwohl es in Österreich verboten ist Fremde im Garten zelten zu lassen! Mit dieser Erleichterung genossen wir im Städtchen einen Eisbecher, als wir zur Pension zurück kamen, wurde uns sogar Angeboten, dass wir im Hotelbüro übernachten dürften, was wir auch freudig annahmen.

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