Donnerstag, 7. Juli 2011

Corabia (RO) - Elhovo (BG)

Bericht von Joel 29.6.
Vor ein paar Tagen gaben uns 2 Schweizerinnen den Tipp am See „Suheia“ zu campen. Als wir heute an eben diesen Ort ankamen, fanden wer zwar den See und die Umgebung auch schön, aber für uns war dieser Platz sehr unpraktisch. Unser Zeltplatz muss einfach zu erreichen sein, einen flachen Untergrund haben und sollte vorallem auch Schatten bieten. Vielleicht sind wir bisher etwas zu verwöhnt gewesen.

Bericht von Joel 30.6.
Sarah ging es heute nicht gut. Sie musste sich am Morgen übergeben. Also blieben wir diesen Tag hier. Dank des wechselnden Wetters war unsere Hauptbeschäftigung, uns im Zelt zu verkriechen, wenn es regnete und kalt war, und uns draussen in den leichten Wind zu legen, wenn es dann wieder so tropisch heiss war. So hatten wir heute 6 mal Regen und dann wieder Hitze. Ich hoffe, Sarah konnte sich ein wenig erholen und wird wieder gesund.

Bericht von Sarah 1.7.
Wieder etwas fitter und gesünder fühlend, durfte ich heute in den Tag starten.
Wegen des schlechten Wetters und dem nassen Zelt, entschieden wir uns, nochmals einen Ruhetag einzulegen, was auch für meine Genesung positiv sein sollte.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg ins Dorf um Brot zu kaufen. Jeder, der in den Laden kam, wurde von dem Verkäufer informiert, wer wir waren und woher wir kamen.- So schnell wird man berühmt und zu einer „Sehenswürdigkeit“!!
In einer „Bar“ fragten wir nach Wasser. Nachdem wir einmal mehr unsere vielen Petflaschen und den Wassersack gefüllt hatten, wurden wir von den Barbesitzern mit Tomaten und frischen Gurken beschenkt. Voller Stolz zeigten sie uns ihren paradiesischen, mit Liebe gepflegten Garten, mit Brunnen und Terrasse.- Unvorstellbar was sich hinter den rostigen Gittertoren alles versteckt. Trotz der Unterschiedlichen Sprachen verstanden wir die Leiden und Krankheiten des Mannes, seine Arbeit und seine unglaubliche Freude und seinen Stolz dieses Gartens. Reich beschenkt und mit ein paar selbst gepflückten Früchten machten wir uns auf den „Heimweg“. Und einmal mehr war der Regen schneller als wir!
Heute durfte ich neue Kraft tanken, Mut, Zuversicht, Freude und Gottes reichen Segen spüren. Die letzte Zeit war oft mit Zweifel, negativen Gedanken und Zwiespalt beschattet worden. Aber heute durfte ich mehr über Gottes Geheimnisse erfahren. Ich bin dankbar darüber und will auf Gott vertrauen, dass er bei uns ist und mir Gesundheit und innerlichen Frieden schenken wird.

Bericht von Sarah 2.7.
Nun liege ich endlich nach einem anstrengenden Tag in meinem kuschligen Bett. Der flauschige Schlafsack und die bequeme Luftmatratze schenkt mir ein Gefühl von Luxus und Geborgenheit. Es ist 23h und ausnahmsweise bin ich diejenige, die noch am schreiben oder lesen ist (Meistens schlafe ich vor Joel ein). Eigentlich bin auch ich mehr müde als noch wach, doch ich möchte nun noch ein paar Worte über den heutigen Tag verlieren, der für mich sehr speziell und lehrreich war.
Welch ein wärmendes Gefühl, ich durfte einen Sonnenaufgang erleben, ein roter Feuerball, voller Lebenskraft und Wärme, ein Horizont ohne Wolken und die Stille der Natur wurde von einem Hauch Leben erweckt. Dankbarkeit und Freude überfluten mich. Ich fühlte mich wieder gesund, gestärkt und voller Tatendrang,auch wenn mein Körper noch viel Kraft und Genesung benötigt. Ein Tag voller Überraschungen und Wunder durften wir erleben. Spontan entschieden wir Rumänien hinter uns zu lassen, nachdem wir auf eine Fähre nach Bulgarien hingewiesen wurden. Also gut, neue Herausforderungen: Anderes Land, andere Mentalität der Einheimischen, für uns unbekannte Währung und eine Schrift, die wir bisher noch nie entziffern mussten. Gottlob ist Joel unser Navigationsgerät. Die neue Karte entpuppte sich als Hieroglyphen-Schatzkarte! - Joel viel Spass beim entschlüsseln! Für mich mich war der heutige Tag ein Geschenk Gottes, der uns wieder traumhaft schönes Wetter und Mitwind geschenkt hat, einen Menschen der uns zur Fähre führte und sogar mit seinem Fahrrad begleitete, eine Landschaft wie aus einem Bilderbuch, ein Einkaufszentrum, das uns an Österreich erinnerte und Kraft, all die Hügel zu meistern, welche zwischen den bulgarischen Dörfern liegen. Ich wurde heute mit einer positiven Einstellung und Zuversicht beschenkt, dass ich mich schon jetzt auf den morgigen Tag freue und nun voller Spannung und Zufriedenheit meine Stirnlampe ausschalten, mich in meinen Schlafsack kuschlen und dem Rascheln des Windes lauschen werde.

Bericht von Sarah 3.7.
Schade, die Zuversicht und der Tatendrang, Bulgarien per Fahrrad zu erkunden, war heute Morgen doch etwas zu schnell verschwunden. Heute wurden wir von starkem Regen und Wind geweckt, und mussten unser Frühstück im Bett einnehmen. Mal wieder was anderes. Auch dies war möglich, obwohl Joel noch etwas Mühe hat für längere Zeit im Schneidersitz zu essen.
Das Zelt haben wir an diesem Tag sozusagen nur von innen gesehen, der Regen wollte nicht enden.

Bericht von Sarah 4.7.
Frierend, im Nebel sitzend assen wir das Frühstück und verschwanden dann sehr schnell wieder im Zelt. Langsam kam die Sonne zum Vorschein und erwärmte unser Gemüt. Juhui, es geht weiter per Velo. Die Vorfreude verblasste jedoch leicht, als wir schon früh die nächsten Hügel erblickten. Dank Sonnenschein, schattenspendenden Wolken, positiver Einstellung und Gottes Kraft liessen sich jedoch alle Hügel bewältigen. Und nun liegen wir liegen wir im Zelt und staunen über das gewaltige Treiben der Tiere und Insekten. Einmal mehr geniessen wir ein herrliches Abendkonzert.

Bericht von Joel 5.7.
ACTION!! So was erlebt man zu Hause wohl nicht so schnell!! Doch zuerst der Reihe nach, obwohl ich nur noch weiss, dass wir heute auf einen eher ruhigen und angenehmen Tag, mit ein paar Hügel und schöner Landschaft zurückblicken konnten.
So kam es, dass wir am Abend erschöpft einen geeigneten Lagerplatz suchten und am Rande eines kleinen Dörfchens unter einer Linde auf einer Weide fündig wurden. Wir legten uns dann auch wie üblich so ca. um 23:00Uhr ins Zelt und besprachen einige Dinge, als Sarah ein knacksen hörte, rief sie fragend: „Hello?“, dann hörten wir nur noch jemanden wegrennen. Ich ging, nur in Shorts bekleidet, nachschauen und tatsächlich fehlte uns der „Schuhsack“! Ich packte alle anderen Sachen sofort ins Zelt und wir besprachen kurz die Situation. Sarah verzweifelt: „Das sind ca. 500Franken!! Was sollen wir tun?“ „Ich weiss auch nicht. Das ist nur Material, und nicht unser Wichtigstes. Wir werden auch das überstehen. Wenn dieser ... doch nochmal kommen würde um mehr zu klauen, so würde ich ihm ganz schön saures geben!!“ versuchte ich Sarah etwas zu beruhigen. So habe ich mich neben die Linde gesetzt und dem Burschen etwa 5min aufgelauert, doch ich merkte bald, dass dies nur mit meinen Shorts bekleidet ein eher schlechter Plan war... Ich suchte mir also einen eher kleinen Stecken als Sekundär-Bewaffnung (den Pfefferspray hatte ich sowieso immer bei mir), ging ins Zelt zurück und zog mich anständig an und hielt mich einigermassen bereit, mit dem wissen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass dieser Kerl nochmals zurückkommen würde. Sarah betete noch um ein Wunder und während wir uns noch so ein wenig besprachen, fuhr auf der Strasse ca. 40m entfernt ein Auto vorbei, doch der Lichtkegel reichte aus, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde den Umriss von zwei gebückten Körpern sah! Ich zögerten nicht einen Moment, die einzigen Gedanken waren jetzt nur noch, dass ich es diesen Jungs zeigen werde. Mit einem lauten Kampfschrei startet ich meinen Angriff. Die beiden etwa 19jährigen Männer liefen vor Schreck ein paar Meter davon, drehten sich dann aber zum Kampf bereit um. Ich gab alles und prügelte mit meinem Stecken was meine Kraft hergab, die Anderen versuchten es mit Fusskicks, als ich einem solchen Kick auf Kopfhöhe auswich, rutschten wir beide auf dem nassen Untergrund aus, ich schlug selbst während ich mich aufrappelte noch zu. Dann kam der Pfefferspray zum Einsatz (@ Martin Koch: kannst du mir nochmals einen senden, dieser ist nun leer. Danke!), beide Kerle bekamen ihren Anteil davon ab. Die Luft war so von diesem Gift durchsetzt, dass sogar mir bald die Augen brannten. Als sie erkannten, dass sie nur Schläge einsteckten und doch nicht austeilen konnten, flohen sie in entgegengesetzten Richtungen, so verfolgte ich einfach Einen. Der Kerl sah nach wenigen Metern die Strasse nicht mehr, so sehr brannten ihm die Augen. Er versuchte es noch einmal mit einem Kick in die Luft, und kassierte dafür einen heftigen Hieb meinerseits, so dass er endlich aufgab und ich ihn „überreden“ konnte, mir meine Sachen zurückzugeben.
Zurück beim Zelt fand ich Sarah im Pyjama und ihrem Pfefferspray zum Kampf bereit, falls sich nochmals einer zu unserem Lager verirren sollte.
Wir packten unsere sieben Sachen und radelten (Sarah weiterhin im Pyjama) auf und davon.
Erst einige Kilometer weiter fühlten wir uns wieder sicher, wer weiss ob die Beiden ihre Niederlage lange auf sich sitzenlassen würden.
Anmerkung von Sarah
Einerseits fühlte ich mich wie im falschen Film und andererseits erinnerte mich diese Situation an meine Blauring- und Jungwachtszeit, während einer Nachtübung. Erst an unserem neuen Lagerplatz wurde mir so alles bewusst. Ich hätte nie Gedacht, dass wir schon nach erst 2 Monaten mit so einer Aktion konfrontiert werden. Ich hoffe nicht, dass ich so schnell wieder im Schlafanzug alles einpacken und per Fahrrad flüchten muss. Diese Aktion hätte man filmen sollen! Ich bin unglaublich stolz auf meinen Mann, mein Hero!!!!!!!! (-:

Bericht von Joel 6.7.
Nach dieser eher schlaflosen Nacht fuhren wir weiter dem Schwarzen Meer entgegen. Nach mühseligen und hügeligen 35km erkannten wir eine Alternative und stiegen in den Zug Richtung Süden (Siehe Route). Ich denke das haben wir uns nach den letzten Strapazen nun wirklich verdient. Zudem haben wir in Bulgarien nichts mehr verloren, dieses für uns sehr uninteressante Land möchten wir sehr bald hinter uns lassen.

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